Aufgrund des Lehrermangels verfügen nur 78 Prozent der an Förderschulen und in der inklusiven Beschulung eingesetzten Lehrkräfte über das entsprechende Lehramt, so die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der SPD zum Umsetzungsstand der inklusiven Beschulung. „Das sind die denkbar schlechtesten Rahmenbedingungen für den Ausbau der inklusiven Beschulung. Seit Jahren hat die Landesregierung versäumt, rechtzeitig entsprechende Lehrkräfte auszubilden. Keine einzige neue Stelle kann mit Fachpersonal besetzt werden. Dabei sind die Anforderungen an Diagnostik und Binnendifferenzierung in diesem pädagogischen Feld besonders hoch. Die Landesregierung spart auf Kosten der Schwächsten“, sagte Christoph Degen, der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, in der heutigen Plenardebatte.
So sei es kein Wunder, dass man 35 Jahre nach der Einführung des gemeinsamen Lernens von Schülern mit und ohne Beeinträchtigung in Hessen noch immer auf der Stelle tritt. „Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die inklusiv beschult werden, ist so niedrig wie in keinem anderen Bundesland“, stellte Degen mit Blick auf die hessische Inklusionsquote von 1,54 Prozent fest. Noch immer setze sich das Land über die Wahlfreiheit der Eltern hinweg und maße sich an, über den Förderort zu entscheiden.
„Die Landesregierung hat eigentlich keine Ahnung, wie die Inklusion an Schulen läuft. Immer wieder verweist der Kultusminister mangels Evaluation darauf, dass ihm keine Daten darüber vorliegen, wie die schulische Inklusion in der Praxis umgesetzt wird. Trotzdem wird in der Außendarstellung der Eindruck vermittelt, es läuft. Das ist unverschämt und Schönrednerei erster Klasse“, so Degen. „Der Kultusminister und die Regierungsfraktionen zitieren schöngerechnete Bilanzen und Statistiken, haben aber jedweden Blick für die Realität verloren.“
Es fehle an Unterstützung für einen ganztägigen inklusiven Unterricht, bei Fortbildungen und auch die Lehrerausbildung sei nicht mehr zeitgemäß. Inklusion werde verwaltet, aber nicht gestaltet. Inklusive Schulbündnisse seien nur ein neues Etikett für die schwarz-grüne Mangelverwaltung und die fehlende Bereitschaft ein echtes inklusives Schulsystem zu schaffen, in dem die Schulen auch tatsächlich in die Lage versetzt werden, ohne Mehrbelastungen inklusiv zu unterrichten.