Am 7.Februar wäre der ehemalige Hessische Ministerpräsident und frühere Vorsitzende des SPD-Bezirks Hessen-Nord, Holger Börner 85 Jahre alt geworden.
Dies ist Anlass, an den herausragenden nordhessischen Sozialdemokraten und sein beispielloses politisches Wirken zu erinnern.
Die SPD in Nordhessen hat Holger Börner viel zu verdanken, so SPD-Bezirksvorsitzender Manfred Schaub. Die Interessen der Region wurden von ihm in außerordentlich erfolgreicher Weise auf Landes- und Bundesebene vertreten. Geprägt von seinen sozialdemokratischen Grundüberzeugungen hat er unserer Partei und unserem Land in vielen Funktionen gedient.
Der gelernte Betonfacharbeiter trat 1948 in die SPD ein. Mit 18 Jahren saß er im Exekutivrat der Jugendinternationale. Zwischen 1951 und 1956 war er Mitglied im Bundesvorstand der SJD – Die Falken und von 1961 bis 1964 Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. Von 1956 bis 1972 war er als Kasseler Stadtverordneter aktiv, davon neun Jahre als Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1957 zog er mit 26 Jahren als jüngster Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein, dem er bis 1976 angehörte.
1972 wurde er Bundesgeschäftsführer der SPD. Dieses Amt übte er bis 1976 aus. Seine Arbeit war geprägt von der Fähigkeit ausgleichend zu wirken und von einer großen Loyalität gegenüber Partei und Parteiführung.
Börner, seit 1975 Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Nord, übernahm 1976 die Leitung der SPD/FDP-Landesregierung. Ab 1977 erlebte er als SPD-Landesvorsitzender unruhige Zeiten durch den Ausbau des Frankfurter Flughafens und die Hanauer Nuklearbetriebe. Schwierige Stunden auch, als FDP-Wirtschaftsminister Karry ermordet wurde. Ab Ende 1985 führte Börner die erste rot-grüne Landesregierung in Deutschland. Seine Standfestigkeit, Unbeirrbarkeit und seine Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, trug dazu bei, dass die Koalition trotz schwieriger Bedingungen weitgehend funktionierte. Am 9. Februar 1987 entließ er nach erneutem Streit um die Genehmigung für die Hanauer Plutoniumfabrik Alkem Umweltminister Joschka Fischer und trat als Ministerpräsident zurück.
Auf Vorschlag Willy Brandts wurde Holger Börner Ende1987 zum Vorsitzenden der Friedrich-Ebert-Stiftung gewählt. Mit dem Wechsel in die Stiftungsarbeit zog er sich aus dem aktuellen politischen Geschehen zurück. Unter seinem Vorsitz eröffnete die Stiftung neue Büros in London, Tunesien, Kamerun, Abu Dhabi sowie nach den politischen Umwälzungen in Osteuropa, u.a. in Moskau und Warschau. Mit seinem Ausscheiden Ende 2002 wurde er von der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Über die Parteigrenzen hinaus fand Holger Börner Anerkennung, Sympathie und Hochachtung. Tief durchdrungen von den sozialdemokratischen Grundwerten Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität lag ihm das Los der einfachen Menschen immer besonders am Herzen, so Schaub. Holger Börner starb am 2. August 2006.